Jvari, Mzcheta und Schiomgwime

Samstag, 29. April 2017. Fünf Tage haben wir uns für Tiflis Zeit genommen. Von Donnerstagabend bis Dienstagnacht. Fünf Tage: Das ist für Tiflis allein zu lang und für ganz Georgien viel zu kurz. Also musst ein Kompromiss her. Am Ende blieben drei Tage für die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten und zwei Tage für Ausflüge in die nähere Umgebung. Unsere erste Tour führte uns in die alte Hauptstadt Iberiens, nach Mzcheta (Mtskheta).

Station 1: Das Kloster Jvari und Mzcheta
Das Kloster Jvari (oder Dschwari oder auf Deutsch: Kreuzkloster) liegt nur etwa 25 Kilometer entfernt von Tbilisi und einen Katzensprung entfernt von Mzcheta. Mzcheta (oder Mtskheta) ist die alte Hauptstadt Iberiens und zählte früher zu den wichtigsten Handelstädten entlang der Seidenstraße zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Sie befindet sich direkt an dem Zusammenfluss der Flüsse Kura und Aragwi am Großen Kaukasus. Es ist heute noch ein geistliches Zentrum und beliebtes Ziel für Pilgerinnen und Pilger, die aus dem ganzen Land kommen.

Nach einem ersten Blick auf Mzcheta vom Jvari-Kloster aus (das auf einem Hügel hoch über der Stadt trohnt), fahren wir in die Stadt hinein. Auf dem Weg dorthin überholt uns ein dutzend Autos. Laut hupend. Die Insassen strecken ihre Arme zu den Seiten- oder Dachfenstern hinaus. Winkend, jubelnd, mit Sektflaschen in der Hand oder Blumen. Offensichtlich gibt es etwas zu feiern. Kein Zweifel: Das ist eine Hochzeitsgesellschaft auf dem Weg zur Swetizchoweli-Kathedrale, wo das Brautpaar nach orthodoxem Ritus getraut wird. Und es soll heute nicht die einzige Hochzeit bleiben, deren Zeuge wir werden. Genau habe ich es nicht gezählt, aber während wir uns die Kirche angeschaut haben, sind wir sicher zwanzig Paaren begegnet. Woher dieser Massenandrang kommt, kann unser Fahrer erklären: Es ist das letzte Wochenende im April und da Georgier*innen traditionell im Mai nicht heiraten, trauuen die Prister an diesem Samstag das Pensum eines ganzen Monats.

Unsere ersten Erfahrungen mit georgischem Essen – genauer gesagt mit Chinkali (gefüllten Teigtaschen) – haben wir schon am Abend zuvor gemacht. Was wir bislang nicht wussten war, dass es auch darauf ankommt, wie diese Spezialität gegessen wird. Denn grundsätzlich isst man die Chinkali mit den Händen, beißt erst ein kleines Stück ab und trinkt den Saft der durch das Kochen entstanden ist. Erst zum Schluss isst man die Füllung.

Station 2: Kloster Schiomgwime
In einigen Kilometern Entfernung von Mzcheta befindet sich auf dem hohen Hügel die Klosteranlage von Schiomgwime, deren Grundstein im 6. Jahrhundert von einem der 13 syrischen Prediger, Schio, gegründet wurde. Zunächst lebte der Missionar in einer Höhle und predigte in den umliegenden Dörfern. Erst, als immer mehr Leute zu seiner Gemeinschaft kamen, ließ er eine Kirche bauen, dann weitere Gebäude und eine Wehrmauer. Einige Jahrhunderte später ließ König Giorgi II. einen Palast errichten, den sein Sohn, Dawit der Erbauer um eine Gotteskirche erweiterte. Deren Fresken wurden im 19. Jahrhundert übermalt. Das Kloster Schiomgwime war für die georgische Wissenschaft und Kunst, insbesondere die Literatur, von ähnlicher Bedeutung wie die beiden georgischen Akademien Gelati im Westen und Ikalto im Osten.

In der Umgebung des Klosters finden sich zahlreiche natürliche Höhlen, in denen sich die Bauern der Umgebung und die Bewohner von Mzcheta bei feindlichen Angriffen versteckten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Höhlen erweitert, auch heute noch ziehen sich Mönche dort zum Fasten hin zurück. Da das Kloster wirklich abgelegen in den Bergen liegt, ist sein Zustand noch gut erhalten. Während die Russen in anderen Kirchen während der Besatzungszeit die Bilder übermalten, findet man sie hier im Originalzustand.

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