Sonntag, 20. November 2016. Auf dem Weg von Ouazazate nach Marrakesch legen wir einen Zwischenstopp in Ait Ben Haddou ein. Die 400 Jahre alte Lehmbausiedlung steht seit 1987 auf der UNESCO-Liste der Weltkulturerbe und ist beispielhaft für die südmarokkanische Kasbah-Architektur. Laut Reiseführer gehört Aït-Ben-Haddou zu den Orten Marokkos, die man auf jeden Fall gesehen haben muss.
Schon wenige Kilometer nach dem wir Ouarzazate verlassen haben, biegen wir auch schon wieder von der Landstraße ab. Die zuvor asphaltierte Straße wird nun zur Schotterpiste. Im einen Moment fragst du dich, ob da überhaupt noch was kommt, im nächsten stehst du schon mitten in der Welt von “Games of Throne”.
Schon am Ortsausgang von Ouarzazate sind wir an verschiedenen Filmstudios vorbeigefahren, in denen auch große Hollywood-Blockbuster gedreht wurden. Auch Aït-Ben-Haddou dient als Kulisse für Filme und Serien, zum Beispiel für “Games of Throne”.
Die Stadt besteht heute aus zwei Teilen: Einem alten Dorf (dem Weltkulturerbe) und einem neuen Städtchen, die durch den Fluss Asif Mellah voneinander getrennt sind.Wir parken neben einigen Reisebussen im neueren Stadtteil. Von dort aus haben wir einen fantastischen Blick auf die andere Seite. Dort schmiegen sich die alten Lehmgebäude an den Berg. Es wirkt, als ob Berg und Häuser miteinander verschmelzen. Im wahrsten Sinne tun sie das übrigens auch, wenn es regnet. Denn dann spült das Wasser die Fassaden ab, so dass die Häuser nach jedem Regen aufwändig ausgebessert werden müssen.
Über eine Brücke – oder wenn der Fluß gerade mal wenig Wasser führt auch über eine Reihe von Sandsäcken – gelangen wir trockenen Fußes an das andere Ufer. Durch das große Tor am Ufer betreten wir die engen Gänge der Stadt und ich komme mir vor wie in einem Labyrinth Türen, Toren, Lehmwänden und Hütten. Mit etwas Mühe bahnen finden wir den Weg nach oben, alle zwei Meter spricht uns ein Händler an, der seine Schals und Taschen an den Mann/die Frau bringen wollte. Es gibt Cafés und Ausblickspunkte, von denen wir aus einen hervorragenden Blick über die Stadt und die Umgebung – bis hin zum hohen Atlas – haben. Von hier aus lässt sich der Aufbau der Stadt besonders gut nachvollziehen. Das alte Dorf besteht aus mehreren eng aneinander gebauten und teilweise ineinander verschachtelten Häusern, auch Wohnburgen (Tighremts) genannt. Hoch oben, auf dem Berg über der Stadt tront ein Kornspeicher, in dem früher die Vorräte sicher vor Dieben aufbewahrt wurden.
Auf dem Rückweg trinken wir noch einen schnellen Kaffee in der neuen Stadt, sitzen dabei auf einer Restaurant-Terasse und genießen den Blick auf die Stadt. Froh, dass wir uns die Zeit für diesen spannenden kleinen Ort genommen haben.