Toskana: Chianti, Pizza und Zypressen

Chianti und Pizza, Weinberge und Sonnenblumenfelder, die Ponte Veccio in Florenz und der Piazza del Campo in Siena lassen grüßen: Wenn ich eine Postkarte geschickt hätte, wäre wohl eines der Motive vorne drauf.

Oder auch die Türme von San Gimignano, dem Piazza Grande in Arezzo oder den geschwungenen Hügeln rund um Pienza. Beste Urlaubsgrüße aus der Toskana.

Kleine, helle, romanische Städtchen, ein mediterranes Klima und guter Wein. Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Natürlich tun sich Südfrankreich und die Toskana in dieser Hinsicht nicht viel, und trotzdem: In die Toskana bin ich “wieder gekommen”: Vor dreizehn Jahren war ich das erste Mal dort, zwei Jahre später erneut und in diesem Sommer schließlich zu dritten Mal.

Eigentlich nichts “Neues”, wie ich es mir in jedem Jahr für den Urlaub vornehme, irgendwie dann aber doch.  Abgesehen von einer vagen Erinnerung davon, dass es in der Region “traumhaft schön” ist, sind wenig konkrete Bilder von den damaligen Urlauben geblieben: Kaffee trinken am Piazza del Campo in Siena mit meiner Mutter, Sonnenblumenfelder, Olivenbäume, die Fähre nach Elba mit meinem Vater und meinem Bruder. Schwer natürlich zu sagen, welche Erinnerungen davon “Foto-Erinnerungen” sind und welche Bilder tatsächlich nur in meinem Kopf gespeichert sind.

“Egal” denke ich. Oder noch besser: “Umso besser”. Ansonsten wäre der Urlaub schließlich langweilig geworden. Und so bleibt viel Gelegenheit, das “traumhaft Schöne” der Region neu zu entdecken. Und ja, ich finde es wieder: Hügel, Weinberge, Felder, Olivenbäume. Hier liegt es im wahrsten Sinne auf der Straße. In den Städten muss ich es häufig erst noch suchen. Geduldig den Augenblick abwarten, in dem es sich nicht mehr hinter den Menschenmassen versteckt. In dem nicht mehr tausend Beine daran vorbei hetzen. In dem dir nichts anderes übrig bleibt, als die zwanzig Köpfe in das Kunstwerk mit einzubauen. In dem es nicht mehr von hundert Armen verdeckt wird, die die Kameras in die Luft recken um zu fotografieren, was schon millionenfach zu vor fotografiert wurde.

Lieblingsbilder? Die Fallschirmspringer in Arezzo (im Reiseführer groß als “Schlüssel zur Toskana” angepriesen und doch ein Paradebeispiel dafür, wie kreativ Reiseführerautoren sein können, wenn sie Seiten füllen müssen). Aber auch wenn die kleinen Figürchen im selbigen nicht erwähnt worden sind: Sie haben den Besuch der Stadt gerettet. Die “Chiesa di Dante” in Florenz. Unpassender Weise habe ich im Südfrankreich Urlaub das Buch von Dan Brown gehört. Wie viel passender wäre es in diesem Jahr gewesen? Die Eintrittskarten zum Park hinter dem Palazzo di Pitti in Florenz. Eigentlich wollten wir nur die Mittagspause im Park verbringen und waren recht erbost über den Eintrittspreis für eine Grünanlage. Doch wie sich herausstellte, war der Eintritt in den Palazzo inbegriffen und so haben wir einfach das berühmte Pferd von hinten aufgezäumt: Eine eher mäßige Porzellan-Ausstellung, ein fantastischer Blick über das Hinterland von Florenz, eine Ausstellung über die Mode der vergangenen Jahrhunderte inklusive. Der Straßenkünstler in Florenz: Ein herrliches Beispiel für die Wand an Touristenbeinen, die überall präsent sind und somit das Fotografieren zur Kunst machen. Der Piazza del Campo in Siena erinnert an den Kaffee mit meiner Mutter.  Die Türme von San Gimignano daran, dass wir Kinder uns damals geweigert haben, dort hin mit zu fahren, so dass mein Vater sich die Stadt alleine angeschaut hat. Die Madonna deli Scouts auf dem Monte Amiata: Unverhofft machst sie aus dem Urlaubstag irgendwie ein “Pfadfindertag”. Für Nachmittags war zwar ein kurzer Abstecher zur Abbazia di Sant’Antimo und zumindest eine Stipvisite bei dem Pfadfinderzeltplatz geplant, der dort um die Ecke liegt (nur mal gucken, auch nichts anfassen). Vorher noch kurz auf den Monte Amiata hoch: Die Aussicht genießen. Zugegeben, nur die letzten hundert Meter zu Fuß – aber trotzdem. Und was steht da oben? Als ob sie nur auf uns gewartet hätte: Die Madonna deli Scouts: Von Pfadfinderndort abgesetzt. “Hilf uns den Himmel zu erklimmen”. Schön!

Zwei Wochen konnte ich im August die italienische Sonne genießen: Die ersten Tage haben wir im Norden der Region verbracht und uns Arezzo, Siena, San Gimignano, Florenz angeschaut. Anschließend hat es uns auf einen kleinen Bauernhof, weiter südlich verschlagen: Mit Blick auf Täler und die umliegenden Hügel,  Felder und Wiesen, kleine Bauernhöfe und Straßen, gesäumt von Zypressen. Ein kleines Restaurant war angeschlossen, ansonsten der normale Bauernhofbetrieb. Vorteil: Es frisches Brot, frisches Gemüse, frischen Käse und frische Pasta. Der Pfau der vor dem Sonnenuntergang auf dem Dach posiert. Ach ja, und natürlich der Ausblick. Wirklich toll. Nachteil: Hast du dich schon mal gefragt, wann Ziegen eigentlich nachts ins Bett und was einen wirklich guten Wachhund ausmacht? Ob Pfauen immer den gleichen Ort als Toilette nutzen? Warum die kleinen süßen Wildschweinchen immer zu zweit über den Hof laufen? 1. Ziegen gehen nie so richtig ins Bett. Und sie fressen auch die ganze Nacht. Am leckersten schmecken die Blätter an dem Baum über deinem Zelt. Eine Abspannschnur, die im Weg steht? Sehen sie halt Nachts nicht. Ist ja schließlich auch dunkel. 2. Ein wirklich guter Wachhund schlägt immer Alarm, sobald sich jemand Fremdes nachts auf dem Hof herumtreibt. Schade nur, dass sich in einem Restaurant (an dem am ersten Abend zudem noch Geburtstag gefeiert wird) und einem angeschlossenen Campingplatz des öfteren Mal – für den Hund – unbekannte Gestalten über das Gelände wagen. 3. Nein, Pfauen gehen überall auf Toilette, wo sie mögen. Vorzugsweise direkt neben deinem Frühstücksbuffet. Apropos Essen: 4. Die zwei megasüßen Wildschweine laufen immer zusammen über den Platz, damit der einen sich von dir kraulen (oder Fotografieren) lassen kann, während der andere die Essensvorräte plündert. Bei aller Schönheit: Irgenwie war ich froh, als wir nach drei Tagen unsere Zelte wieder abgebrochen haben.

Die dritte Etappe führte uns schließlich in den Westen, beinahe bis an die Küste.  Eigentlich wollten wir die letzten Tage am Mittelmeer verbringen, doch verwöhnt von den eher einsamen Campingplätzen der vorhergegangenen Tage, hat uns die Aussicht auf weiteren Massentourismus doch davon abgehalten. Und: Glück muss man haben! Erst im letzten Jahr aufgemacht, erwies sich der dritte Campingplatz als wahrer Geheimtipp. Den großen Platz, den Olivenhain, den Pool mit Blick auf die umliegenden Hügel: Ganz für uns allein. Ja, so kann man eigentlich nicht anders, als die Seele baumeln zu lassen.

Auch wenn ich die Details wahrscheinlich schnell wieder vergessen habe, ist mein Bild von der Toskana als “traumhaft schön” nun erst mal wieder in meinem Kopf verfestigt. Mit vielen “Foto-Erinnerungen” (irgendwann reihst du dich eben zwangsläufig ein und reckst deine Arme mit der Kamera automatisch gen Kirche, sobald du in einer Stadt ankommst 😉 und einigen “echten” Erinnerungen.

Liebe Grüße & Ciao

Marie

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