Road to Mandalay

Viele Wege führen nach Mandalay, einer davon mit dem Boot über den Irrawaddy River. “Hörst du nicht das Plätschern ihrer Paddel – Von Yangon bis Mandalay” heißt es in dem Gedicht “Road to Mandalay” von Rudyard Kipling. Das klingt idyllisch, denken wir und beschließen daher die nächste Etappe unserer Reise mit dem Schiff zu durchlaufen.

Pünktlich um fünf Uhr morgens steht der Taxifahrer, der uns zum Anleger bringen soll, vor dem Hotel. Wir können nur hoffen, dass der Mann uns richtig verstanden hat und weiß, wo unser Schiff ablegen wird. Schließlich sind wir nicht das einzige Boot, das heute in Richtung Mandalay starten wird.

Nach einem Blick auf unser Ticket und das Fährunternehmen scheint er aber zu wissen, wo er uns hinbringen muss. Nur wenige Minuten später setzt er uns am Pier ab, wo wir von einem Crewmitglied in Empfang genommen werden. Er gleicht die Daten auf dem Ticket und unseren Unterlagen ab: Wir dürfen an Bord. Wir klettern das sandige Ufer zum Fluss hinunter (der “Pier” ist in Wirklichkeit ein unbefestigtes Ufer) und balancieren über ein schmales Brett auf das Schiff. Nicht zum ersten Mal bin ich froh, dass wir nur sehr leichtes Gepäck dabei haben.

Wir sind die ersten Gäste an Bord und haben die freie Platzwahl. Unter dem Sonnendeck machen wir es uns in den Bambus-Liegestühlen bequem und beobachten, wie nach und nach weitere Passagiere auf das Schiff klettern. Mit uns an Bord sind ausschließlich europäische Touristen. Kein Wunder, schließlich lese ich in jedem Reiseführer und auf jedem Reiseblog, dass eine Flusskreuzfahrt zwischen Bagan und Mandalay ein absolutes Muss ist.

Eine bequeme Weise zu Reisen.

Fast alle Plätze auf dem Oberdeck sind besetzt. Während die Crew in der Küche und im Gastraum das Frühstück vorbereiten (es gibt Croissants, Kaffee, mehrere süße Gebäckstücke und ein hartgekochtes Ei), greifen andere Passagiere schon zu den Lunchpaketen, die sie aus den Hotels mitgebracht haben. Andere unterhalten sich oder dösen. In den Hütten am Ufer erwacht Leben, die ersten Anwohner stecken ihre Köpfe aus der Tür.  Dann heißt es “Leinen los” und der Kapitän steuert uns langsam vom Festland weg. Ich erhasche einen Blick auf einen Mann, der direkt neben dem Schiff am Ufer hockt und sich im Flusswasser die Zähne putzt. “Lecker”, denke ich noch. Wenige Minuten später geht die Sonne über Bagan auf. Da der Fluss tief liegt und das Ufer hoch, ist der Blick nicht ganz so beeindruckend, wie an unserem ersten Morgen in der Stadt.

Am Irrawaddy wird gewohnt, gehandelt, gebetet, gefischt, gespielt und gebadet. Den ganzen Vormittag über ziehen an Land Pagoden, Hütten und Kloster vorbei. Wir beobachten das Treiben am Ufer und auf dem Fluss: Wir sehen Fischerboote und Lastkäne, Kreuzfahrt- und Lotsenschiffe: Sie begleiten die großen Schiffe und passen auf, dass diese sich nicht auf den Sandbänken des flachen Flusses festfahren. Dazu stehen Männer am Bug und starksen mit langen Stangen im Wasser, um die Wassertiefe zu messen.

Ziemlich genau zehn Stunden dauert die Fahrt, bis wir in Mandalay angekommen. Genug Zeit, um zu dösen, sich zu unterhalten, zu lesen, Podcasts zu hören, zu schlafen, zu fotografieren und um auf unsere Handys zu starren. Viel länger hätte ich es übrigens auch nicht in den Bambusstühlen ausgehalten, die nach einer Zeit doch etwas unbequem werden.