Fès: Eine Zeitreise ins Mittelalter

Mittwoch, 16. November 2016. Auch heute hält der Morgen einen strahlend blauen Himmel und Sonnenschein für uns bereit. „Alles richtig gemacht“ denken wir mal wieder. Unser Gastgeber im Riad Sanaa Rose serviert uns ein marokkanisches Frühstück auf der Dachterrasse: Kaffee, Omeletts, Oliven, verschiedene Brotsorten, Butter, Marmelade und französische Backwaren. Im Preis inbegriffen ist eine hervorragende Aussicht über die Stadt.

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Nach dem wir uns in Rabat morgens selbst um unser Essen gekümmert haben, erleben wir heute zum ersten Mal das typisch marokkanische Frühstück. Es gibt Orangensaft und Kaffee, Jogurth, Beghrir (pfannkuchenartige Fladen) mit Honig und Butter, Harcha, Croissants, Omletts.

Das Angebot unseres Gastgebers, uns einen Guide für die Tour durch die Medina zu organisieren lehnen wir dankend ab. Schon am Abend vorher haben wir uns eine Route zusammengestellt, die uns an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt vorbeiführt. Unsere Tour beginnt im jüdischen Viertel („Mellah“, im Nord-Westen der Medina) und endet in den Chaouwara-Gerbereien im Süd-Westen. Dazwischen kommen wir am Bab Bojeloud mit seinen blauen und grünen Kacheln vorbei (grün ist die Farbe des Islams und Blau die der Stadt Fés) und gehen die Tala’A Kebira (große Steige) entlang in Richtung Medina. Die Gasse führt nicht nur an unserem Riad vorbei, sondern auch an zahlreichen kleinen Märkten (Souks). Beispielsweise dem Souk Boujloud mit seinen zahlreichen Gemüsehändlern. Oder dem Souk Henna, dem Souk der Tischler, in dem Handwerker Möbelstücke bearbeiten.

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Einen ersten Stopp legen wir an der Merdesa Bou Inania ein, einer Koranschule aus dem 14. Jahrhundert. Danach folgen wir der Gasse weiter abwärts. Die Straßenhändler und Souvenirläden reihen sich nun immer dichter. An beiden Seiten der Gasse befinden sich zahlreiche Fundouks. Ursprünglich dienten diese Gebäude als Herbergen für Händler, heute sind hier kleine Lager und Werkstätten untergebracht.

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Fast übersehen wir den Place Nejjarine, einen der schönsten Plätze in der Medina. Dort gibt es einen öffentlichen Brunnen, der im 17. Jahrhundert gebaut und erst kürzlich von der UNESCO aufwändig restauriert wurde.

Immer weiter geht es nun in die Tiefen der Medina, bis wir zur Kissaria kommen. Hier werden in kleinen Läden Stoffe, Bekleidung und Schmuck verkauft. Danach folgt die Souk el Attarine, auf der Gewürze feilgeboten werden. Etwa zur Mittagszeit gelangen wir auf den Place-es-Saffarine, dem Platz der Messingschmiede. Dem rhytmischen Lärm der Messingschmiede lauschend, machen wir in einem kleinen Café Pause und trinken auf der Dachterrasse Espresso.

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Weiter geht es nun in das Gerberviertel Chuwwara. Die Gerber aus Fes gehören zu den berühmtesten Handwerkern Marokkos. Leder aus Fes wurde bereits im Mittelalter in viele Ländern rund um das Mittelmehr exportiert. Die Arbeit der Gerber beobachten wir von einer der zahlreichen Dachterassen aus. Über dem Viertel liegt ein Gestank, gegen den nur ein Büschel Pfefferminze hilft, den wir uns vor die Nase halten.

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Da wir früher mit unserem Rundgang fertig sind als geplant, entscheiden wir uns am späten Nachmittag noch dazu, auf einen der vielen Hügel zu klettern, von denen die Altstadt von Fés umgeben ist. Vom Borji Nord (einer alten Festungsanlage) überblicken wir die gesamte Medina und Teile der Ville Nouvelle. Eine hervorragende Entscheidung, da wir genau zum Sonnenuntergang oben sind und die Sonne nun die Ruinen der Stadtmauer und die dahinterliegende Altstadt in goldenes Licht taucht.

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Auch für diesen Abend hält unser Gastgeber wieder einen Tipp bereit: Heute sind wir zu Gast in einem anderen Riad, dessen Besitzerin für uns kocht. Davon ausgegangen, dort andere Gäste zu treffen, staunen wir darüber, dass nur ein Tisch gedeckt ist. Für zwei Personen. Da auch in ihrer Unterkunft im November nichts los ist, sind wir die einzigen Gäste. Und werden mit hausgemachten Vorspeisen (Linsen, Tomaten und Auberginen) einer Pastilia (Pastete mit Hühnchen und Mandeln), Eis und Rotwein aus Meknés bewirtet.