Welcome to New Zealand – Tag 1

Lieber Gerald,

wenn wir als Kinder früher ins Sommerlager gefahren sind, hattet ihr nicht die Erwartung, dass wir uns melden, sobald wir gut angekommen sind. Denn “keine Nachrichten sind schließlich Gute Nachrichten”. Ihr wolltet uns damit den Druck nehmen und habt die Rechnung ohne uns gemacht. Wie oft sind wir dann doch gemeinsam mit unseren Freundinnen und Freunden zur nächsten Telefonzelle gepilgert, um Euch anzurufen. Einfach weil wir es wollten. Da musstest du damals durch und da musst du auch heute durch. Daher geht meine erste Postkarte an dich. Und nie war es leichter, eine zu schreiben, als heuten. Denn damals war der Weg zur nächsten Post gefühlt oft weiter als die Anreise. Und heute sitze im mit dem Ipad auf den Knien am anderen Ende der Welt und es dauert nur eine Sekunde, bis die Nachricht bei dir ist.

Kurzum: Steffi und ich sind gut angekommen. Gut in Neuseeland anzukommen ist auch gar nicht so schwer. Vorausgesetzt, man übersteht den langen Flug: 6 Stunden nach Dubai, 16 Stunden nach Auckland. Dazwischen vier Stunden Aufenthalt, um den Airbus (380 🙂 zu wechseln, sich die Beine zu vertreten und einen Kaffee zu trinken.

Der erste Blick von oben auf die Umgebung von Auckland: hügelig, grün, unspektakulär. Nicht ganz so unspektakulär ist das Einreiseprozedere. Ein Visum brauchen wir nicht, dafür wird unser Gepäck gründlich durchleuchtet. Der Grund dafür sind unsere Wanderschuhe, die wir sogar deklarieren mussten.

Neuseeland ist ein Inselstaat und hat somit ein weitgehend autarkes Ökosystem. Kleine Spuren von Tieren, Pflanzen oder Lebensmitteln, die eingeschleppt werden, können Flora und Fauna gravierend verändern. Daher gibt es am Flughafen die Bio-Security, die kontrolliert, dass keine noch so kleine Biomasse unentdeckt einreist.

Aber unsere Schuhe sind sauber – sie dürfen einreisen. Wir auch. Danach geht alles ganz schnell: SIM-Karte kaufen, bei der Campervermietung anrufen, den richtigen Ausgang finden. Zehn Minuten später sitzen wir – gemeinsam mit anderen Reisenden aus unserem Flugzeug – im Shuttle zur HappyCamper-Filiale, wo wir unseren Bus übernehmen. Happy Jackpott heißt er, wir nennen ihn liebevoll “Jack”. Jack hat etwa 500.000 Kilometer auf dem Buckel und alles, was man für Self Contained Camping braucht: eine Solardusche, einen Kocher, sogar eine portable Toilette. Damit sind wir nicht auf bewirtschaftete – und somit kostenpflichtige – Plätze angewiesen. Freedom Camping ist die Alternative: Wenn du die Self Contained-Plakette hast, kannst du dich an ausgewiesenen Orten kostenfrei für die Nacht hinstellen. Wild Campen – also einfach irgendwo am Straßenrand oder in einem Fahrzeug ohne Plakette – wird hingegen gar nicht gerne gesehen. Das Department of Conservation (DOC) kontrolliert streng und kassiert 200$, sobald etwas nicht seine Ordnung hat.

Die Aussicht, irgendwo mitten in der Natur zu stehen ist zwar verlockend, aber so weit wollen wir heute nicht gehen. Erst einmal lassen wir Auckland hinter uns, kaufen ein und fahren schließlich nach Miranda – einer kleinen Stadt, 70km südöstlich. Im Reiseführer heißt es, der Campingplatz sei perfekt zum Ankommen und zum Sortieren und zum Entspannen in einem heißen Thermalpool. Das können wir brauchen und ja, es tut gut nach dieser langen Reise.

Liebe Grüsse vom anderen Ende der Welt
Deine Marie