Wellington – Tag 10

Liebe Claudia, lieber Jürgen,

ich hab immer noch deine Frage im Kopf Jürgen, ob wir denn auch einen Abstecher nach Hobbington machen würden. Und leider muss ich eingestehen, dass wir es nicht geschafft haben. Denn die Eintrittskarten sind lange im Vorfeld ausgebucht und bei den nächsten freien Terminen sind wir schon lange nicht mehr auf der Nordinsel. Statt Hobbington also Wellington.

Neuseelands Hauptstadt hat tatsächlich Charme. Nach dem die Städte Roturua und Napier eher nicht überzeugen konnten, ist dies um so schöner: Hier stehen alte Häuser aus den 20ern und 30ern zwischen Neubauten und Hochhäusern. Es gibt eine charmante Waterfront mit Skulpturen und Verkaufsständen, Graffithis, Kneipen und Cafés. Überhaupt ist es die erste Stadt in der wir eine richtige Kneipen- und Café-Szene erleben.

Da unser Campingplatz etwas weiter außerhalb liegt, nutzen wir die Gelegenheit und fahren mit der Fähre von der Days Bay aus in die Stadt. Auf der Fähre sitzt ein älteres Ehepaar neben mir. Der Mann bietet mir freundlich ein paar Weingummi an und so kommen wir ins Gespräch. Die üblichen Themen: Was wir bislang gemacht haben wie wir unterwegs sind, was uns am besten gefallen hat und unsere weiteren Pläne. Woher “wir Guys” kommen, was wir “in Germany” beruflich täten. Die Frau ist erleichtert, dass wir zu zweit unterwegs sind (das ist so viel sicherer!) und prophezeit, dass Steffi mich vermissen wird, wenn ich weg bin. Die Südinsel sei wunderbar, ganz wunderbar. Aber auch anders. Uns würde es dort sicher gefallen. Wie denn der Winter in Deutschland sei? Ihre Tochter habe Bilder aus Kanada geschickt. Dort liege Schnee. In Deutschland auch? Schließlich gibt sie mir noch Tipps für Wellington: Auf jeden Fall müssen wir in das Museum. “So awesome, so interesting”. Neuseeländische Geschichte und Kultur. Und Terrakottasoldaten könnten wir dort sehen. Ach, und natürlich die älteste Kirche in Wellington! Die würde mich sicher ganz besonders interessieren. Zum Essen zum Courtnay Place (hauptsache nicht am Hafen, da ist es teuer! Wegen der Kreuzfahrttouristen), mit der Cable Car zum Botanischen Garten, für eine spektakuläre View auf den Mount Victoria. Aber vorher: unbedingt in das Museum! Ob ich das Kreuzfahrtschiff am Pier sähe? Bei meinem nächsten Urlaub müsse ich unbedingt eine Kreuzfahrt machen. Sie und ihr Mann seien im letzten Jahr einmal um Australien gefahren. Mit einem Kreuzfahrtschiff.Aber vorher: unbedingt ins Museum! So awesome.

Wir irren etwas durch die leeren Straßen (hier schließen die Geschäfte erstaunlicherweise um vier), huschen noch schnell in das eine oder andere Geschäft, das länger offen hat und bewundern bei einem Aperol Spritz in einem kleinen Café die Architektur der Stadt.

Erst abends kommt wieder Leben in Wellington. Auf dem Nightmarket in der Cuba Street gibt es Street Food und Live Musik von einem Gitarristen. Später sind auch sind die Kneipen und Discos am Courtnay Place (“der” Ausgehmeile) voll. Wir landen in einem kleinen Laden namens “Venyl” und trinken noch ein letztes Bier, bevor der letzte Bus uns zu unserem Campingplatz “nach Hause” bringt.

In diesem Sinne: keinen Gruß aus Hobbington, aber aus Wellington vom anderen Ende der Welt. Natürlich auch am Marc und Nina. Das wäre awesome. Really awesome.

Eure Marie