Picton – Tag 11

Liebe Fee, lieber Jeroen, lieber Erik,

liebe Grüße aus Picton. Wir sind vor einer halben Stunde auf Neuseelands Südinsel angekommen. Ich dachte schon im Norden sei es schön, aber der Süden ist Liebe auf dem ersten Blick. Ich bereue schon fast, dass wir erst so spät hier hin gekommen sind und Steffi neben mir denkt wahrscheinlich gerade entgültig darüber nach, auszuwandern. Wie das ist, sein Herz an ein Land zu verlieren, muss ich Euch ja nicht sagen. 

64 Kilometer Luftlinie liegen zwischen den beiden Inseln und die Fährfahrt von Wellongton nach Picton vorhin hat etwa drei Stunden gedauert. Die Rezeptionistin vom letzten Campingplatz hatte uns geraten, früh am Hafen zu sein (manchmal fährt die Fähre eben früher ab) und das sind wir dann auch. 
Eigentlich wollten wir in Wellington noch mit der historischen Seilbahn fahren, doch die war bei unserer Ankunft geschlossen. Wartungsarbeiten oder so. Was für ein Timing. Auf dem Weg zurück zum Auto dann Expressshopping, Expressmittagessen und einen Kaffee auf die Hand. 

Da wir nach dem Check-in am Hafen dann doch noch reichlich Zeit bis zur Abfahrt haben, stellen wir uns in die Campervan-Schlange, bauen unsere Campingvanstühle draußen auf, beobachten Menschen und die Interisland-Ferry, die einparkt. Ein Mann steht weiter vorne an seinem Auto, barfuß, und spielt Gitarre. Der entspannte Kiwistyle eben. 

Die Fährfahrt an sich ist unspektakulär (das typische Programm: Fastfood, Kaffee, Kino, ein Zauberer für die Kinder), bis wir die Ausläufer der Marlborough Sounds erreichen. Ein Sound, das haben wir schon am zweiten Abend von Heiko und Willi gelernt, ist ein Netz von Meeresarmen, das durch Überflutung der Flußtäler entsteht. Fjorde hingegen entstehen durch das Abbrechen von Gletschern. Daher ragen Letztere steil aus dem Wasser, während die Küsten an den Sounds sanft abfallen. Neuseeländer nennen der Einfachheithalber beide Varianten einen Sound. 

Unser eigentliches Ziel heute ist Havelock. Dort werden wir die nächsten drei Nächte verbringen. Vorher zieht uns aber Picton in seinen Bann und wir bleiben auf einen Kaffee, um die spektakuläre Atmosphäre zu genießen. Sonnenuntergang, der die Bucht in warmes Licht taucht. Palmen vor Hügeln. Memschen, die am Strand liegen und den warmen Sommerabend genießen. Ein Moment, der eigentlich nur dann perfekt ist, wenn man sie mit tollen Menschen teilen kann. In diesem Sinne schicke ich Euch einen sonnigen Kuss nach Schweden. Eurer Traumheimat.

Eure Marie