Heute haben wir eine lange Strecke auf der Straße vor uns. Da wir einen Tag länger als geplant im Abel Tasman verbracht haben, müssen wir heute den kompletten Weg nach Christchurch am Stück zurück legen. Das Navi sagt: 7 Stunden und 30 Minuten. Am Ende sitzen wir gute 9 Stunden hinter dem Lenkrad.
Der erste Teil der Strecke kennen wir: Wir kommen durch Nelsen, Havelock und Picton. Dann gehts weiter bis Kaikoura. Den kleinen Ort – von dem aus man laut Reiseführer hervorragende Touren zum Wale- oder Bird-Watching unternehmen kann – und eine weitere Attraktion, die Hamner Springs, lassen wir links liegen. Das Bad in den Thermalquellen muss leider ausfallen. Die Landschaft ändert sich: Berge, schwarze Strände, Klippen. Aber ich bin froh, dass wir unsere Zeit im Abel Tasman verbracht haben und nicht hier.
Solange man daran denkt, auf der linken Seite zu fahren, ist das Autofahren in Neuseeland übrigens sehr entspannt. Die Straßenbedingungen sind gut (abgesehen von einzelnen Baustellen hier oder dort), die Beschilderung ausreichend. Unbefestigte Straßen im Hinterland lassen sich eigentlich immer umfahren. Staus kennen die Kiwis eben so wenig wie Hektik.
Christchurch ist mir auf den ersten Blick symphatisch. Bevor wir das Zentrum erreichen, fahren wir durch weite Vororte: Ein- oder maximal zweistöckige Einfamilienhäuser aus Holz – seltener aus Stein – in schachbrettartig angelegten Straßenzügen. Gegen sieben erreichen wir unseren Campingplatz, der etwa zwei Kilometer vom Zentrum entfernt liegt. Solange es noch hell ist, räumen wir den Wagen aus und packen unsere Taschen. Dann ist es Zeit für unser letztes gemeinsames Abendessen. Wir fahren in die Stadt und suchen nach einem Restaurant, in dem wir noch etwas zu Essen bekommen.
Keine leichte Aufgabe. Das Restaurant unserer Wahl serviert zwar noch Essen, hat dafür aber keine Plätze mehr draußen mit Blick auf die Promenade frei. Daher bitten wir kurzentschlßen ein Pärchen, uns an ihrem Tisch aufzunehmen. Und wir kommen – mal wieder – sehr schnell miteinander ins Gespräch. Wie sich herausstellt, kommen die beiden aus Hamburg, leben aber derzeit in Hongkong. Er für die arbeitet Lufthansa-Technik, sie ist Lehrerin an einer deutschen Schule. Wir sprechen über ihre Zeit dort, unsere Zeit in Japan. Deutsches Essen und siatisches Essen, ihre Jobs, unsere Jobs. Politik, Reisen, Leben. Irgendwann zieht Regen auf und wir ziehen nach drinnen um. Noch ist es zu gemütlich um zu gehen. Erst als das Personal uns rauswirft, weil der Laden schließen will, machen wir uns auf den Rückweg. Ein unerhofft spannender und kurzweilger Abend mit netten Menschen. Auch wenn wir über Gott und die Welt, aber nicht über unsere Namen gesprochen haben.
In diesem Sinne, liebe Grüße vom anderen Ende der Welt.
Eure Marie